Photonews Zeitung fur Fotografie

Shores Like You

By Anne Kotzan

“Pink Lady”, 2015, Bolivien, Salar Wüste, so der Titel einer Fotografie von Scarlett Hooft Graafland, und je länger ich das farbgewaltige Bild anschaue, umso mehr werde ich in die feine Komposition hineingesogen. Wie auf einer Bühne teilt der scharfe Horizont das Bild in die zwei stark kontrastierenden Flächen von Himmel und Salzwüste. In dieser Marginalität fesselt die im goldenen Schnitt platzierte Rückansicht einer Frau in Pink. Ihr Bowler Hut über zwei langen schwarzen Zöpfen lässt in ihr eine traditionelle Quechua Frau aus Bolivien erkennen. Irritierend, die zwei neben ihr über ihren Schatten schwebenden Bowler Hüte. Unweigerlich drängt sich eine Assoziation an René Magritte auf. Andererseits können sie auch auf die einstigen britischen Bahnarbeiter verweisen, von denen nur noch ihre Hüte zeugen.
“Ich suche immer unglaubliche Landschaften auf”, sagt Scarlett Hooft Graafland, “und ich mag es, dass Leute denken, meine Bilder seien photoshopped.” Aber keine ihrer verstörenden Arbeiten ist digital, sie arbeitet ausschließlich analog und mit C-Prints. “Alles, was man sieht, ist real, nichts ist später manipuliert.”
Dieses Spiel zwischen der vordergründigen ästhetischen Dominanz ihrer Fotografien und der sich dahinter verbergenden symbolischen Vielschichtigkeit macht die Arbeit von Scarlett Hooft Graafland im Grunde aus. Nach ihren Kunststudien in Den Hague, Jerusalem und New York entdeckte sie 2004 die Photographie als Medium für sich. Geboren 1973 in den Niederlanden, sucht sie für ihre Arbeiten weltweit Landschaften mit einem weiten Horizont auf. “Mein Interesse gilt vor allem den Menschen und ihrer anderen Kultur.”
Deutlich sind ihre Bezüge zur Kunstgeschichte, zur Land Art, Skulptur und dem Surrealismus. Die Landschaft wird zum Raum für ihre skulpturalen wie temporären Installationen und Performances. Sprichwörtlich wird ihr aus Gewürzen in der Salzwüste konstruierter Teppich in “Carpet” vom Winde verweht. Wichtig ist ihr der reale, wenn auch flüchtige Moment, den sie fotografisch im Bild festhält. In ihren Inszenierungen verbindet sie Form, Farbe und Licht mit den kulturgeschichtlichen Aspekten der Landschaft und ihrer Bewohner, so das Tragen der Bowler Hüte, die zum Transport per Hand aufgehäufelten Salzpyramiden oder die blau angemalten Kinder, die an den alten Ausdruck “Blue People” für Sklaven erinnern. Scarlett erzählt ihre Geschichte, aber lässt dem Betrachter auch Raum für seine eigene. So kann “Burka Balloons” beispielsweise als skulpturale Silhouette in Schwarzweiss gelesen werden, als ironische Konfrontation von der Weiblichkeit negierenden Burka mit Partyluftballons oder als Provokation: Burkafrauen mit Phallussymbolen. “Ich möchte die Geschichte offen lassen.”
Der Titel “Shores Like You” der derzeitigen Ausstellung in der infocusGalerie Köln verweist darauf, dass alle Bilder auf Inseln gemacht wurden, aber letztlich ist auch jeder von uns eine Insel, von der man nur das Äußere, den Strand sieht.



 

 

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Shores Like You

By Anne Kotzan

“Pink Lady”, 2015, Bolivien, Salar Wüste, so der Titel einer Fotografie von Scarlett Hooft Graafland, und je länger ich das farbgewaltige Bild anschaue, umso mehr werde ich in die feine Komposition hineingesogen. Wie auf einer Bühne teilt der scharfe Horizont das Bild in die zwei stark kontrastierenden Flächen von Himmel und Salzwüste. In dieser Marginalität fesselt die im goldenen Schnitt platzierte Rückansicht einer Frau in Pink. Ihr Bowler Hut über zwei langen schwarzen Zöpfen lässt in ihr eine traditionelle Quechua Frau aus Bolivien erkennen. Irritierend, die zwei neben ihr über ihren Schatten schwebenden Bowler Hüte. Unweigerlich drängt sich eine Assoziation an René Magritte auf. Andererseits können sie auch auf die einstigen britischen Bahnarbeiter verweisen, von denen nur noch ihre Hüte zeugen.
“Ich suche immer unglaubliche Landschaften auf”, sagt Scarlett Hooft Graafland, “und ich mag es, dass Leute denken, meine Bilder seien photoshopped.” Aber keine ihrer verstörenden Arbeiten ist digital, sie arbeitet ausschließlich analog und mit C-Prints. “Alles, was man sieht, ist real, nichts ist später manipuliert.”
Dieses Spiel zwischen der vordergründigen ästhetischen Dominanz ihrer Fotografien und der sich dahinter verbergenden symbolischen Vielschichtigkeit macht die Arbeit von Scarlett Hooft Graafland im Grunde aus. Nach ihren Kunststudien in Den Hague, Jerusalem und New York entdeckte sie 2004 die Photographie als Medium für sich. Geboren 1973 in den Niederlanden, sucht sie für ihre Arbeiten weltweit Landschaften mit einem weiten Horizont auf. “Mein Interesse gilt vor allem den Menschen und ihrer anderen Kultur.”
Deutlich sind ihre Bezüge zur Kunstgeschichte, zur Land Art, Skulptur und dem Surrealismus. Die Landschaft wird zum Raum für ihre skulpturalen wie temporären Installationen und Performances. Sprichwörtlich wird ihr aus Gewürzen in der Salzwüste konstruierter Teppich in “Carpet” vom Winde verweht. Wichtig ist ihr der reale, wenn auch flüchtige Moment, den sie fotografisch im Bild festhält. In ihren Inszenierungen verbindet sie Form, Farbe und Licht mit den kulturgeschichtlichen Aspekten der Landschaft und ihrer Bewohner, so das Tragen der Bowler Hüte, die zum Transport per Hand aufgehäufelten Salzpyramiden oder die blau angemalten Kinder, die an den alten Ausdruck “Blue People” für Sklaven erinnern. Scarlett erzählt ihre Geschichte, aber lässt dem Betrachter auch Raum für seine eigene. So kann “Burka Balloons” beispielsweise als skulpturale Silhouette in Schwarzweiss gelesen werden, als ironische Konfrontation von der Weiblichkeit negierenden Burka mit Partyluftballons oder als Provokation: Burkafrauen mit Phallussymbolen. “Ich möchte die Geschichte offen lassen.”
Der Titel “Shores Like You” der derzeitigen Ausstellung in der infocusGalerie Köln verweist darauf, dass alle Bilder auf Inseln gemacht wurden, aber letztlich ist auch jeder von uns eine Insel, von der man nur das Äußere, den Strand sieht.